Ganz schön ambitioniert! Auf Deiner Website kann man nachlesen, dass Du seit 2011 daran arbeitest, das verdient wirklich Anerkennung, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich mich nicht über eine Reihe kürzerer Filme mehr gefreut hätte. Wenn man sich so die Rückblenden mit Major Wallenstein und Miss Bratinova (was für geile Namen) ansieht, dann wäre das Gespann doch auch eine prima Grundlage für eine Serie gewesen.
Du hast Dich aber für eine einzelne Mammut-Produktion entschieden und die kann man sich sehr gut ansehen, Respekt!
Als erstes fallen einem natürlich diese enormen Sets auf. Meine Güte, ist das alles detailliert und groß. Egal, ob man sich das passend eingerichtete Haus des Professors ansieht, die Straßen und Hinterhöfe in der ägyptischen Stadt oder das Innere der Pyramide - immer hat man das Gefühl mittendrin zu sein, das ganze Umfeld stimmt einfach und ist eines solchen Monumentalfilms angemessen.
Erzähltechnisch läuft der Film über weite Strecken mit der richtigen Geschwindigkeit. Am Anfang wundert man sich noch über so manche Nebensächlichkeiten: Warum wird so genau darauf eingegangen, dass George und sein Sohn am Anfang Wasser und Limo wollen und dann ausgiebig gezeigt, wie der Bruder erst das Wasser und dann die Limo einschenkt und serviert? Warum werden Henrietta und Orson überhaupt als Personen eingeführt, wenn deren Auftritt doch nach 5 Minuten vorbei ist? Nach einer Weile hat man sich dann an die ungewöhlich behutsame Erzählweise des Films gewöhnt und man lernt, diese Details genauso zu schätzen wie die Details in den Sets. Es ist einfach ein Spielfilm und der nimmt sich die Freiheit, auch mal Dinge zu zeigen, die eigentlich "unnötig" sind. Die Langsamkeit des Films bildet darüber hinaus einen guten Kontrast zu den actionreicheren Szenen, die dann umso mehr herausstechen. Was mich etwas enttäuscht hat, ist allerdings das brave Ende der Geschichte. Hier hätte ich mir eigentlich einen etwas ironischeren Abgang gewünscht.
Technisch ist der Film auf durchgehend hohem Niveau. An einigen Stellen hätte ich auf die Computergrafik verzichtet, den Kopfhörer hätte man doch auch anders hinbekommen. An anderer Stelle ist sie aber sehr überzeugend, die gelben Steine, die in den Gang fallen, ist das CGI? Lichttechnisch ist den ganzen Film über kaum etwas auszusetzen, aber in der Pyramide wird es dann richtig klasse! Die Taschenlampen-Szene ist der absolute Hammer, auch sonst ist die Arbeit mit den LEDs sehr stimmungsvoll.
Ein sehr schöner Film! Ich hoffe, dass Du das Thema weiterspinnst, die Figuren verlangen jedenfalls nach einer Fortsetzung.
Mirko
EDITH: Jetzt habe ich mir nochmal das Behind-The-Scenes-Video angesehen und Wow! Du machst da so viel, was ich mir auch schon seit Ewigkeiten vorgenommen habe. Die digitalen Seterweiterungen sind über weite Strecken sehr unaufdringlich (bei den reinen CGI-Szenen bin ich allerdings immer noch skeptisch ob Du das nicht hättest umgehen sollen...). So ein Motion-Control-System mit Schrittmotoren versuche ich auch gerade auf die Beine zu stellen, nebst dazugehöriger Capture-Software. Jetzt muss ich mir überlegen, ob ich nicht gleich Deine verwende.
Aber vi? Das ist doch kein Editor, nimm lieber Emacs
